So, ich hab mich getraut. Mein erstes selbstgenähtes Kleidungsstück in meinem zweiten Nähleben. Mein allererstes überhaupt aus Jerseystoff. Und es hat mir gar nicht weh getan. Leider aber der Nähmaschine - die kurz vor dem Einsetzen von Ärmeln und Rollkragen den Geist aufgab.
Na toll, da traut man sich endlich mal wieder an etwas Anspruchvolleres und boing wird man ausgebremst und muss bangen, ob das Maschinchen überhaupt noch zu reparieren ist.
Aber ich fand eine super Reparaturwerkstatt Fontana Nähmaschinen GmbH in Berlin, die mir meine Nähkampfmaschine wieder zum Laufen gebracht hat. Ein Zahnrädchen vom Unterfadentransport war zerbröselt. Jetzt läuft sie wieder einwandfrei. Danke an dieser Stelle noch mal an die freundliche Werkstatt in Charlottenburg.
Nun zum Kleidungsstück. Es ist nach einem Burda-Schnitt 104B (die längere Variante) aus Heft 9/2012 genäht. Die gewählte Größe passt mir zum Glück perfekt.
Erste Hürde: In meinem Stofffundus gab es nur von diesem orange-weiss gemusterten Jersey genug Stoff für den Schnitt. Bin mittlerweile aber sehr zufrieden damit, obwohl ich erst andere Stoffe mit gedeckteren Tönen bevorzugte. ;-) Bei denen reichte leider die Stoffmenge nicht aus.
Zweite Hürde: Zickzack-Stich. Damit habe ich noch nie vorher gearbeitet. Kannte nur Vorstich und ein paar Zierstiche. Und die Frage, ob Zwillingsnadel oder nicht. Irgendwie mag aber meine Singer Futura keine Zwillingsnadeln oder ich habe falsch eingefädelt, so habe ich mich ganz schnell für die einfache Variante entschieden. Dann ein paar Mal auf dem Probestoffstück den richtigen Stich ermittelt und es konnte nach dem Zuschneiden losgehen. Wie gesagt Vorder- und Rückteil habe ich relativ spielend zusammenbekommen, obwohl zwischendurch auch ein paar Nadelwechsel anstanden. Kann mir eigentlich mal bitte jemand sagen, warum die Naht unregelmässig wird, wenn die Nadel kaputt ist? Was geht da vor sich? Ein Mysterium für mich. Ganz ehrlich.
Dritte Hürde: Nähmaschine ging kaputt (s.o.)
Vierte Hürde: Ich habe in der Burda-Beschreibung nicht verstanden, wie herum dieser Rollkragen zusammengenäht wird. Soherum oder soherum? Na, bei solchen Fragen wälze ich dann meine diversen Anleitungsbücher und dann fange ich bei weiteren Unsicherheiten an zu Stecken oder zu Heften. Kann man ja wieder trennen. So kapiere ich es meistens am Besten. Habs ja dann auch hingekriegt, wie man sehen kann.
Fünfte Hürde: Nee, nicht das Muster. Nein, nein, darum habe ich mich gar nicht gekümmert. ;-) Später mehr darüber. Nein, die nächste Hürde war das Einsetzen des Kragens. Schluck. Wie herum muss ich den denn an das Oberteil stecken? Hab ich natürlich erstmal falsch herum drangesteckt. Danach hatte ich es aber verstanden, grins. Irgendwie macht mir dieses Forschen aber auch Spass. Natürlich nur, WENN ich es danach richtig hinkriege. Ansonsten werde ich zum HB-Männchen und sehe aus wie auf meinem Bloggerfoto. Am Rande des Nervenzusammenbruchs!
Sechste Hürde: Was ist denn Ärmel einreihen???? Okay, wieder Anleitungsbücher gewälzt, ach so, aha, hmhm. Gut, ran an den Feind, ich meine die Ärmel. Wieder heften, diesmal sogar als Technik offiziell genehmigt. Ich habe es also probiert und irgendwann auch kapiert, dass es hier nicht so genau mit den Nahtzugaben zu nehmen ist. Also irgendwie habe ich den Ärmel dann in den Armausschnitt gefummelt, so dass es FAST ohne Falten abging beim Zusammennähen. Finde, das es ganz cool aussieht mit diesen Flügeln(s. Bild). Kam mir dabei total professionell vor, räusper.Ich habe sie natürlich nachher zurückgeschnitten, aber nur schweren Herzens. Schnief, sieht doch so schööön aus... Die Falten haben sich übrigens nach dem ersten Waschen im wahrsten Sinne des Wortes verzogen.
Siebte Hürde: Das Säumen. Dafür wollte ich eigentlich mit Zwillingsnadel arbeiten. Das hat überhaupt nicht hingehauen. Meine Nähmaschine hat aber einige andere schöne Stichvarianten, die man für dehnbare Stoffe nehmen kann. Ich habe leider kein Foto davon, aber ich benutze einen bestimmten mitterweile sehr gerne und zeige ihn Euch bald mal. Das Säumen finde ich jetzt gar nicht so schwer. Man muss natürlich vorher eine Anprobe machen und evtl. abstecken. Aber ich habe hier ein bisschen nach Auge gearbeitet. Und ich hatte Glück.
Achte Hürde: Könnt Ihr eigentlich noch? Die meisten langweilen sich bestimmt schon, oder sind schon längst weitergezogen. Ich mache einfach trotzdem weiter, ist für mich ja auch eine Art Nähtagebuch.
Also, achtens: Das Säumen der Ärmel war schwierig, weil die zu eng für meinen Nähmaschinenarm waren. Aber da es ja ein dehnbarer Stoff ist, habe ich ihn eben gedehnt. Zum Glück hat er das gut verkraftet und sich wieder in seine Ursprungsform zurückgezogen. Wie macht man das eigentlich mit nicht dehnbarem Material?
Neunte Hürde: Muss ich diesen Stoff eigentlich versäubern? Das sieht bei anderen immer so professionell aus. Aber hier war ich faul und habe nur am Kragen und den Armausschnitten sowie Seitennähten versäubert. Mit meiner Lieblingsmethode - der Zickzackschere. Und dann war ich fertig. Und Stolz wie Bolle auf mein erstes eigenes Kleidungsstück aus Jerseystoff. Ich habe den Rolli wirklich schon oft getragen und bin von mir selbst überrascht, was ich da geschafft habe.
Zehnte Hürde: Moment Mal. Nee, oder? Ich habe beim Zuschneiden gar nicht auf den Musterverlauf geachtet. Ups. Das Muster auf den Ärmeln läuft nun unverrückbar entgegen dem auf den Seitenteilen. Und auf dem Kragen quer. Eieiei. Aber dazu stehe ich. Sieht doch ein bisschen nach Absicht aus, räusper.
Elfte Hürde: Wenn ich es denn endlich mal schaffe, ein Foto von mir in diesem Teil hinzukriegen, gibt es das dann auch hier zu sehen.
Begeisterte Grüße,
Griselda
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