Mein Jahresprojekt im Nähstudio ist endlich abgeschlossen. Ich freue mich so sehr, dass es so schön geworden ist.
Ich habe endlich einen Zuschneidetisch in einer rückenfreundlichen Höhe. Das ist in meinem Alter besonders wichtig. Hätte ich gewusst, wieviel Spaß es macht, daran zu arbeiten, hätte ich mir schon längst einen angeschafft.
Aber die Rückenfreundlichkeit war nicht der einzige Grund. Ich wollte mehr Stauraum für meine ganzen Nähutensilien. Eigentlich hauptsächlich für meine ganzen Nähzeitschriften, die ich jetzt aber in meinen Schrank untergebracht habe, der mal der Wohnzimmerschrank von meinen Eltern war. Da konnte ich gut Platz dafür schaffen.
Und ich wollte endlich die Gerümpelecke aufräumen. Die war mir seit einiger Zeit ein Dorn im Auge oder eine Nadel im Finger. Jaa! Die hier!!
Diese Gerümpelinsel war mir immer im Weg. Ich wusste aber nicht, wohin mit dem ganzen Zeug. Ich wollte gerne den Platz sinnvoller und schöner nutzen.
Außerdem war mir dieser Teil des Raumes auch immer viel zu dunkel. Deshalb wollte ich eine schöne helle Arbeitsleuchte über dem Zuschneidetisch. Mein Nähstudio liegt im EG. Da ist es auch im Sommer eher dunkel.
Manchmal braucht es eine Weile bis man auf die guten Lösungen kommt. Bei mir ist das jedenfalls oft so. Aber wenn ich mich einmal entschieden habe, gibt es kein Halten mehr.
Dieses Nähstudio habe ich übrigens seit fast 10 Jahren gemietet. Da hat sich so Einiges angesammelt. Die Stoffe und Nähutensilien vermehren sich komischerweise wie von selbst! Kennt Ihr, oder?
Nächstes Jahr zum 10-jährigen Jubiläum möchte ich Euch per Video-Tour durch mein Nähstudio führen. Ich hoffe, ich kriege das hin. Hab ich noch nie gemacht. Aber Übung macht die Meisterin. Nicht nur beim Nähen!
Da will ich dann auf Insta und FB auch die besondere Geschichte dazu erzählen. Ihr dürft gespannt sein!
Nun aber zurück zu meinem Zuschneidetisch!
Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht wie er aussehen sollte. Da gibt es ja unzählige Beispiele auf Pinterest oder Insta. Nur sahen die alle irgendwie gleich aus. Im Januar fing ich dann an, ein bisschen zu zeichnen und zu planen.
Ich wollte gerne eine große Arbeitsfläche, damit ich die Stoffe auch mal einlagig zuschneiden kann, ohne sie auf den Boden legen zu müssen. Ist weder rücken-noch kniefreundlich.
Also dachte ich an eine quadratische Arbeitsfläche mit 150 x 150 cm. Die meisten Stoffe liegen ja 140 cm breit. Da hab ich dann noch etwas Tisch am Ende des Stoffes.
Im Januar hatte ich ja alles schon geplant und dann etwas ruhen lassen, falls mir noch Änderungen einfallen sollten. Im März musste ich dann zuschlagen, denn es gab einen 20% Corona-Rabatt auf alle Möbel. Das hat mich nochmal richtig motiviert, das Projekt Zuschneidetisch anzugehen.
Weil die Platten aber erst noch angefertigt werden mussten, musste ich mich noch bis Juli gedulden. Das war eine harte Zeit, aber voller Vorfreude.
Bisher hatte ich auf meinem Allroundtisch alles zugeschnitten und danach auch daran genäht. Das bedeutete natürlich, dass ich immer erst alles wegräumen musste, wenn ich genäht oder zugeschnitten habe.
Der Tisch mißt 1 x 2 m. Auch eine sehr komfortable individuelle Größe, aber leider nicht so rückenfreundlich in der Höhe. Ich benutze ihn jetzt nur noch zum Nähen und als Schreibtisch. Er ist von derselben Firma wie die orangenen Tischplatten des Zuschneidetisches, auch mit Linoleumoberfläche nur in anthrazit.
Das ist auch eine Lieblingsfarbe von mir. Eigentlich mag ich ja fast alle Farben. Die Wände im Studio sind übrigens auch grau! :-)
Ich wollte aus Kostengründen und wegen der Nachhaltigkeit gerne die Schreibtischelemente von meinem ersten Schreib- und Nähtisch als Unterbauten des neuen Zuschneidetisches verwenden. Aus alt mach neu sozusagen. Ein weiterer Vorteil davon ist, dass ich mich nicht komplett an eine neue Ordnung in den Schubladen gewöhnen muss, weil ich die Nähutensilien wie vorher dringelassen habe.
Ja, ich weiß, ich verwirre Euch mit den ganzen Tischen. Aber es ist ganz einfach. Die beiden alten Schreibtische werden zum großen Zuschneidetisch und der Graue ist jetzt der Schreib-und Nähtisch. Ich hoffe, damit habe ich Euch Klarheit verschafft. Hier noch ein paar Fotos zur Verdeutlichung.
Die Schreibtischplatten sind vom Baumarkt und haben auch individuelle Masse. Die haben wir auch schon öfter umgezogen.
Eine von den Beiden musste ich kürzer schneiden lassen, damit sie gut unter die neuen Tischplatten passt. Da hat mir zum Glück mein hilfsbereiter, handwerklich begabter Nachbar in seiner Werkstatt helfen können. Aber wie das so ist, hat er wenig Zeit und ich musste mich etwas gedulden, bis ich mit dem Zusammenbauen weitermachen konnte.
Die Schubladenschränke werden den meisten bekannt vorkommen. Echte Klassiker vom Möbelschweden.
Hier sieht man vielleicht auch ganz gut, warum ich denn eigentlich einen zweiteiligen Zuschneidetisch gebaut habe. Ich kam dadrauf durch die unterschiedlichen Schubladenschränke und alten Schreibtischplatten, die ich gerne wiederverwenden wollte.
Ich dachte mir, dass das gar nicht so verkehrt ist, aus einem Tisch manchmal auch zwei machen zu können, die man über Eck oder nebeneinander stellen kann. Platz wäre in meinem Nähstudio durchaus. Und bei einem eventuellen Umzug (in ein noch größeres Nähstudio - kleiner Scherz!)
wären die Einzelteile leichter zu transportieren. Ich liebe flexible Möbel! Als oft umgezogene Ex-Berlinerin habe ich da viel Erfahrung gesammelt...und meine armen Freunde auch.
Deshalb habe ich die ganzen Elemente auch nicht zusammengeschraubt. Man kann alles einfach auseinandernehmen und umstellen.
Die Alexe haben ja Rollen. Da musste ich ein bisschen Führung unter die Platte schrauben, damit beim Bewegen nicht alles total verrutscht.
Bei den Metallschränken habe ich als Höhenausgleich nur die Korkplatten aufgeklebt.
Nun zum kniffeligsten Teil des Unterfangens:
Ich wollte gerne, dass die Tischfläche etwas übersteht, damit ich mit meinen großen Füßen und den Knien nicht immer an die Schränke stoße. Wenn man wie ich schnell blaue Flecken bekommt, ist das besser!
Da war es wichtig, die alten Schreibtischplatten mittig auf die neuen auszurichten.
Praktisch war, dass ich die alten Tischplatten umgekehrt benutzen konnte, sodass ich die alten Fassungen der Tischbeine belassen konnte. Die brauche ich nämlich als Fixierung für die Stützen der neuen Tischplatten, damit sie nicht verrutschen. Da hatte ich mir erst den Kopf zerbrochen wie ich die Stützen fixiere ohne sie festschrauben zu müssen. Ich hatte dafür schon Kronkorken in orange gesammelt. Die brauche ich jetzt nicht mehr. Ich freue mich jetzt über diese elegantere Lösung.
Ahja, das habe ich ganz vergessen zu erzählen. Ich wollte natürlich durch die doppelte Lage Platten noch extra Stauraum schaffen. Nicht nur wegen der komfortableren Arbeitshöhe! Da kann man noch so Einiges unterbringen.
Hier seht Ihr die Markierungen für die Stützen und wie ich sie an die neuen Platten anschraube. Ich liebe unseren Akkubohrschrauber!
Da die zweite alte Tischplatte ja gekürzt wurde, musste ich natürlich auch die Fassungen der Tischbeine versetzten. Das hat ganz gut geklappt. Aber ich musste es dann leider nochmal machen, weil ich die Stützen um einen halben Zentimeter falsch angeschraubt hatte. Das war leichter zu machen, als die Stützen nochmal umzuschrauben. Ich weiss nicht mehr...ich muss da einen Knick in der Pupille gehabt haben.
Man sieht hier auf dem Bild noch die Schieflage. Da habe ich mich wohl für die falsche Markierung entschieden. ;-)
Diese Kunststoffnoppen sind übrigens super, um die Stützen in den Fassungen zu halten. Und die Stützen oder Füße, wie Ihr wollt, kann ich in der Höhe verändern. Da habe ich noch Austarierunsmöglichkeiten, die ich auch schon minimal gebraucht habe.
So sieht es dann am Ende aus!
Zwischen dem Bau der ersten Hälfte des Tisches und der zweiten habe ich noch auf die große LED-Leuchte gewartet. Denn die sollte ja auch noch angebracht sein, bevor ich den Zuschneidetisch komplett aufstelle. Dabei hat mir mein Mann ganz toll geholfen.
Die Installation der Lampe war nicht kompliziert, aber man brauchte vier Hände! Es hat alles super geklappt dank unserer diy-Konstruktion (s.Foto), aber als ich mich zum Anhalten auf den Tisch stellen musste, haben die Kunststoffnoppen unter den Stützen leider mein "Fliegengewicht" nicht ausgehalten. Verstehe ich gar nicht...!
Irgendwie war das dann gar kein Problem. Ich konnte die Stützenhöhe ja verstellen und damit Ausgleich schaffen. Jetzt ist alles auf gleicher Höhe und an der richtigen Stelle! Ich bin sehr zufrieden mit meinem Werk!
Die LED-Lampe hat 12 Stufen und ich kann sie mit der Fernbedienung verstellen. Das macht richtig Spaß und endlich habe ich ordentliches Arbeitslicht! Es gibt auch noch die Wahlmöglichkeit zwischen kalter und warmer Lichttemperatur. Falls es mir zu OP-mäßig wird.
Ich bin jetzt wirklich happy mit dieser Kombi! Helles Licht und eine rückenfreundliche Arbeitshöhe erleichtert das Zuschneiden enorm. Ich bin aber am überlegen, ob ich nicht die Nähmaschinen auch mal an diesem Tisch benutze. Zumindest die Overlockmaschine. Na, das kann ich ja alles mal ausprobieren und Euch berichten. Jetzt freue ich mich erstmal über den frischen neuen Farbtupfer in meinem Nähstudio. Das wird ein ganz anderes Arbeiten!
Auf die Farbe Orange für die Oberflächen der Tischplatten bin ich gekommen als ich sie mit dem Online-Konfigurator von modulor planen wollte. Das ist ein großer Künstler- und Designerbedarfsladen in Berlin-Kreuzberg am Moritzplatz. Als ich noch in Berlin gewohnt und in der Nähe gearbeitet habe, habe ich dort gerne meine Mittagspausen verbracht. Auf deren Internetseite kann man sich also seine Arbeitstische individuell in Größe und Design zusammenstellen. Bei Linoleumoberflächen gibt es eine besonders große Farbauswahl. Mir stach aber das Orange gleich ins Auge und hat mich nicht wieder losgelassen. Das war Liebe auf den ersten Blick!
Und als Liebeserklärung an meinen Zuschneidetisch habe ich hier noch meine Assoziation zur Farbe Orange verewigt:
Die Farbe Orange steht übrigens u.a. für Lebensfreude, Ausgelassenheit, Optimismus, Selbstvertrauen und Kreativität und stärkt das Nervensystem.
Das kann man in der heutigen Zeit ja sehr gut gebrauchen. Orange soll aber auch appetitanregend wirken. Da muss ich wohl die Knabbereien im Nähstudio streng rationieren.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob das alles so stimmt, aber vielleicht, wenn ich fleißig nähe...Ich werde berichten, ob sie wirkt.
Jetzt wollt Ihr bestimmt noch wissen, wie es sich mit den neugewonnenen Verstaumöglichkeiten verhält.
Ich habe jetzt zwar nicht die Schnittmusterzeitschriften untergebracht, aber dafür habe ich in dem zweiten Alex, den ich übrigens auch neu angeschafft habe, jetzt meine ganzen Zuschneidelineale und Schnittmusterpauspapiere sowie einiges Nähzubehör. Jetzt ist alles übersichtlicher.
Und ich habe unter den Tischen zwischen den Schubladenelementen noch Stauraum für meine Over-und Coverlock und die alte Singer-Nähmaschine plus Zubehör.
In dem Zwischenraum zwischen den oberen und unteren Tischplatten habe ich im Moment noch Sachen, die da nur vorübergehend bleiben sollen. Mal sehen, wielange das "Vorübergehend" sein wird. :-) Vielleicht kann ich da zugeschnittene Sachen parken, die auf Verarbeitung warten. Das würde mir, glaube ich, ganz gut gefallen. Das wird sich im Laufe der Benutzung bestimmt noch ergeben.
Die orangenen Aufbewahrungsboxen, die übrigens aus den Siebzigern stammen, enthalten im Moment noch Schals und Mützen, aber weil sie so gut zu meinem Nähtisch passen, werde ich da wohl sowas wie Vlieseline oder Stoffreste drin unterbringen. In dem roten Container habe ich Bänder und Borten und Nadeln und weitere Garne und Probestücke von den Nähprojekten. Die hebe ich immer auf, denn die benutze ich gerne weiter als Probestücke. Außerdem erinnern sie mich an meine ganzen Nähprojekte.
Ich hoffe, Euch hat mein Bericht über meinen neuen Zuschneidetisch gefallen. Ich freue mich sehr, dass ich die alten Schreibtische integrieren konnte. So wurde es auch ein kleines nachhaltiges Projekt. Er besteht je zur Hälfte aus alten und neuen Elementen.
Jetzt kann ich endlich wieder voll mit den neuen Nähprojekten durchstarten.
Im Januar gibt es wieder eine Nachhaltigkeitsbilanz von mir auf meinem Blog mit einer Liste voller Nähprojekte für 2022.
Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr, indem wir hoffentlich bald wieder ungezwungener Zusammensein können. Ich habe schon ein Nähcamp für den Frühling zusammen mit einer Freundin gebucht. Darauf freue ich mich sehr!
Schöne Grüße,
Griselda
+++sayNOtofastfashion+++
Daten für Zuschneidetisch:
Größe: 2 Tischplatten nach Maß a 75 x 150 cm
Material: Linoleumtischplatte, Farbe Kurkuma, Kantenumleimer 30 mm Multiplex, 1 Alex Schubladenelement
Zubehör: acht kurze Beine, höhenverstellbar, Kunststoffnoppen, Schrauben, Tischbeinfassungen, Korkplatten
Quelle: modulor, bauhaus, Baumarkt, ikea
vorhandene Elemente: 1 Alex Schubladenschrank, 2 Helmer-Container, 2 alte MDF-Tischplatten mit den Fassungen der ehemaligen Tischbeine
Kommentar schreiben