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Herzlich Willkommen zur Fashionrevolutionweek 2023!
Als Fashionrebel versuche ich jedes Jahr Bilanz zu ziehen darüber wie grün mein Kleiderschrank geworden ist.
Normalerweise möchte ich diese Nachhaltigkeitsbilanz im Januar oder Februar schreiben, aber dieses Jahr kam wieder so Einiges dazwischen und deshalb nutze ich jetzt die diesjährige Fashionrevolutionweek, um über das Verhalten meines Kleidungs-und Stoffkonsums zu reflektieren.
Da passt meine Nachhaltigkeitsbilanz thematisch auch sehr gut hin, weil es genau darum geht: Wie bewusst, nachhaltig und sozial verträglich gehen wir mit unserer Umwelt, unseren Mitmenschen, besonders, denen, die unsere Kleidung herstellen und unserer Kleidung selbst um?
Die Fashionrevolutionweek findet jedes Jahr um den 24. April statt, weil an diesem Datum 2013 in Bangladesch ein Gebäude namens Rana Plaza einstürzte bei dem über 1000 Textilarbeiter:Innen ums Leben kamen und tausende weitere schwer verletzt und schwer traumatisiert wurden. Sie mussten in diesem Gebäude ihre Arbeit verrichten, obwohl bekannt war, dass es einsturzgefährdet war.
Ein schreckliches Ereignis, dass den Menschen geschadet hat, die sowieso schon unter den geringen Löhnen und schweren Arbeitsbedingungen litten.
Seitdem gibt es viele Vereine und Initiativen unter dem Begriff Fashionrevolution, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen. Seit 2013 fordern diese Initiativen, dass besonders die großen Modekonzerne in ihren Lieferketten auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und faire Löhne und Arbeitsbedingungen achten!
Das kostet natürlich mehr Geld und das möchten diese Konzerne nicht bezahlen, denn das würde ihren Gewinn minimieren. Dann machen sie den Gewinn lieber auf Kosten der Textilarbeiter:Innen und der Umwelt und der Qualität der Textilien, aus der unsere Kleidung hergestellt wird. Und produzieren davon soviel, dass die meiste Kleidung kaum getragen werden kann und bestenfalls im Wiederverkauf sprich Second Hand landet, meistens aber von so schlechter Qualität ist, dass man sie nur noch verbrennen kann.
Ich weiß, ich rege mich etwas auf, aber es muss ja immer wieder gesagt werden, denn in den letzten 10 Jahren ist zwar das Bewusstsein für diese Problematiken größer geworden, aber der Wille zum Handeln nicht.
Ich versuche mit diesen Blogbeiträgen und meinen Posts auf Insta und FB immer wieder für das Thema zu sensibilisieren. Es gibt auch einige Petitionen, die man unterschreiben kann. Besonders während der Fashionweek! Ich mache das, damit ich mir nicht so hilflos und ohnmächtig bei all diesem Wahnsinn vorkomme.
Denn was können wir als Verbraucher:Innen tun?
Das hat die englische Modedesignerin Vivienne Westwood sehr gut auf den Punkt gebracht
#buylesschoosewellmakeitlast
d.h. kaufe weniger, wähle Qualität, verwende es so lange wie möglich
Ich hoffe deshalb, dass Euch meine Nachhaltigkeitsbilanz 2022 auf meinem Weg zu einem grünen Kleiderschrank inspiriert, Euch auch mit Eurem Stoff-bzw. Kleidungskonsum auseinanderzusetzen.
Da ich Euch schon mit viel Text genervt habe, mache ich meine Bilanz jetzt relativ schnörkellos.
Ich habe meine Nachhaltigkeitsbilanz in sechs Kategorien unterteilt und sie nach Umweltfreundlichkeit sortiert.
Mit der nachhaltigsten Kategorie fange ich an:
Wie oft habe ich die in 2022 selbstgenähten Sachen und die in 2022 gekaufte Kleidung bisher getragen?
Auf den Fotos sind nur drei Beispiele für Sachen, die ich im letzten Jahr gekauft oder genäht habe.
Sie wurden sehr oft schon getragen und ich werde sie garantiert auch noch weitere Saisons tragen.
Alle weiteren Kleidungsstücke aus 2022 werde ich in den entsprechenden Kategorien aufzählen und dazuschreiben, wie regelmäßig ich sie mir überwerfe.
Auf zur nächsten Kategorie:
Hier habe ich in 2021 festgestellt, dass ich außer bei Stoffen bisher wenig getauscht oder geliehen habe.
Leihen ist bei Stoffen irgendwie komisch, aber Kleidung leihen ist doch eigentlich ne tolle Sache. Besonders bei besonderen Gelegenheiten.
Im letzten Jahr habe ich dann endlich einen SecondHand-Verleih für Kleidung ausprobiert. In Berlin-Kreuzberg gibt es einen Laden names Kleiderei, den ich ganz interessant finde. Ich habe mich dort ordentlich in der Umkleidekabine ausgetobt, aber leider war nix Passendes dabei.
Auf dem ersten Bild dieses Artikels habe ich das blaue Designerkleid von Pierre Balmain entdeckt. Aber das steht mir ja nicht wirklich!
Aber mir hat die schwarze Bluse, s.Bild unten sehr gut gefallen, Leider war sie mir einen Tick zu eng. Muss ich mir wohl mal selber eine nähen. Das kann ich ja zum Glück!
Das ist eine meiner Lieblingskategorien. Beim Upcycling bzw. Recycling kommen für mich zwei Leidenschaften zusammen.
Das Nähen und die nachhaltige Verwendung von Kleidung/Wohntextilien.
Zum Beispiel mache ich mir gerne aus alter Bettwäsche oder Gardinen neue Kleidung.
Oder ich benutze Gardinenstoff wie auf dem nächsten Foto zum Probenähen für eine Kimonojacke, die ich für meine Schwägerin machen will.
Manchmal braucht es außerdem gar nicht viel, um aus einem sehr sehr sehr gerne getragenen Kleidungsstück mit starker Abnutzung im Ellenbogenbereich noch ein vorzeigbares Kleidungsstück zu zaubern, s. nächste Fotos.
Mein Mann, der seine Sachen sehr gerne trägt bis sie ihm vom Leibe fallen, hat sich wie Bolle gefreut!
Ich habe ja jedes Jahr das Gefühl, dass ich zu wenig Zeit zum Selber machen habe. Aber meine Bilanz für das letzte Jahr fällt gar nicht so schlecht aus.
Mittlerweile gehört für mich auch zum Bilden einer nachhaltigen Garderobe das bewusste Nähen dazu. D.h. ich überlege mir, was brauche ich wirklich noch an neuer Kleidung und was davon kann/möchte ich selber machen. Denn es braucht schon etwas Zeit, selbst wenn es nur ein T-Shirt ist.
Außerdem will ich auch Sachen nähen, die mir stehen und die ich gut mit schon vorhandenen Kleidungsstücken kombinieren kann.
Deshalb mache ich mir mittlerweile einen Nähplan für meine Nähprojekte und versuche dabei Stoffabbau zu betreiben oder nur Stoffe einzukaufen, die ich für ein bestimmtes Nähprojekt brauche. Ich habe sowieso genug Stoffe auf Lager, aber manchmal ist nicht das Passende dabei...Grins!
Aber einfach nur so mal Stoffe shoppen ist bei mir mittlerweile tabu!
In der Galerie im Foto oben seht Ihr
1 Spielteppich, den ich meiner Großnichte geschenkt habe
1 Sommertasche, nach einem schon erprobten Schnitt genäht
1 Shirt, das ich Euch schon unter der 1. Kategorie gezeigt habe
2 Blusen, die aber leider nicht passen
außerdem habe ich noch diese Teile genäht:
1 schwarze Sommerhose aus zwei verschiedenen Stoffen
1 Probeteil für eine Kimonojacke s. Kategorie 3
Diese Sachen sind alle aus Stoffen aus meinem Fundus. Ich habe fleißig Stoffabbau betrieben.
Bis auf die Blusen (Probeteile)habe ich alle anderen Kleidungsstücke schon regelmäßig getragen.
Für die Schürze auf dem nächsten Foto musste ich neuen Stoff kaufen.
Auf dem Nähplan habe ich die schon genähten Sachen abgehakt, aber wie Ihr sehen könnt, steht da noch genug für dieses Jahr drauf.
Das Kleid aus Palmenstoff liegt gerade zugeschnitten auf dem Tisch.
Das ist mir jetzt ein bißchen peinlich, aber ich muss gestehen, dass ich nur ein kleines Stück Stoff beim Trödel in Berlin gekauft habe.
Der war so schön bunt, aber eigentlich brauche ich den gar nicht unbedingt. Naja, nobody is perfect.
Ach, hab ich fast vergessen. Das ist doch nicht das einzige Stöffchen, was ich gebraucht gekauft habe...Grins! Ich putze gerade noch die Asche von meinem Haupt!
Hier kommen noch ein paar secondhand Klamotten aus einem Kiloverkauf.
Man kann es nicht erkennen, aber auf dem Foto sind zwei Cocktailkleider die ich zu Blusen verarbeiten will, die dann so aussehen wie die Bluse aus der Kleiderei s.Foto unter Kategorie Tauschen/Leihen. Der Schnitt hatte mir sehr gut gefallen.
Und im gleichen Kiloverkauf habe ich diese Leinenhemden geholt. Daraus möchte ich eine weite Sommerhose patchworken. Ich bin total gespannt, wie das klappt. Die Töne harmonieren ziemlich gut, oder?
Diese Kategorie ist die am wenigsten Nachhaltige.
Ich kaufe mittlerweile wirklich nur noch Sachen, die ich brauche und wo ich weiß, dass ich sie oft tragen werde. Ich achte dabei sehr auf die Qualität und versuche Kunststoffe in den Textilien zu vermeiden.
Was mir noch nicht so gut gelingt, ist nur bei ökofairen Anbietern einzukaufen. Die Sachen sind für meinen Geldbeutel oft zu teuer und ich müsste dafür immer 120 km aus meinem kleinen Dorf in Brandenburg in die große Stadt fahren.
Online kaufe ich nicht gerne ein, weil ich es nicht mag, nicht passende Klamotten zu retournieren. Ist ja nicht gerade nachhaltig.
Ich habe so ein zwei Läden, wo ich weiß, da bekomme ich gute Qualität für ein gutes Preisleistungsverhältnis und ich hoffe, dass die Sachen von Leuten genäht wurden, die dafür nicht ausgebeutet wurden, aber genau wissen tue ich das nicht. Blöd!
Hier also die Liste, der nicht ökofair gekauften Klamotten:
1 grüne Sommerhose s. Foto unter Kat. 1
1 dunkelblaue Shorts s. Kat. 1
1 schwarzes T-Shirtkleid
1 Nachthemd
2 Cordhosen
1 Jeanshose
1 Fan-Sweatjacke
1 roter Regenponcho
Hosen nähe ich nicht so gerne selbst, deshalb musste ich da dieses Jahr mal wieder zuschlagen. Beim Älterwerden wächst der Bauch/Pobereich leider etwas. Obwohl ich immer gleich viel esse. ;-)
Und manchmal kann man gar nicht so schnell nähen wie man Sachen braucht.
Ich gelobe Besserung!!
Zumindest versuche ich nicht nur aus Zeitvertreib zu shoppen. Ist hier auf dem Dorf auch schwierig. Da nähe ich lieber oder gehe in den Garten!
Ich habe in diesem Jahr auch meinen Kleiderschrank ordentlich ausgemistet.
Da war doch so Einiges zu klein geworden oder es gefiel mir nicht mehr.
Ich habe alle Sachen auf den folgenden Fotos zu einem Kost-Nix-Laden gebracht, wo sie hoffentlich neue Besitzer finden!
Ihr seht, da sind viel Hosen dabei...Grins. Und Schuhe!! Schluchz.
Im letzten Jahr habe ich mir sehr viel Mühe gegeben, meinem Kleidungs- und Stoffkonsum zu reduzieren. Dafür habe ich einen Nähplan erstellt und versucht nur Stoffe aus meinem Fundus zu benutzen. Ich würde sagen, beim Nähen ist mir das ganz gut gelungen.
Beim Kauf von neuer Kleidung habe ich zwar nur Sachen gekauft, die ich auch regelmäßig trage, aber ich habe beim Kauf ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht weiß, ob die Herstellungsprozesse und Lieferketten so sind wie sie sein sollten.
Mal sehen, wie es dieses Jahr läuft.
Nachhaltige schöne Grüße,
Griselda
#sayNOtofastfashion
PS: Naja, ich habe dieses Jahr schon 3 Kleidungsstücke genäht, die nicht auf dem Nähplan standen und für die ich extra Stoff kaufen musste. Aber ich freue mich schon aufs Tragen!!! Grins.
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