Liebe Fashionrebels,
heute pünktlich zum 10. Jubiläum der Fashionrevolutionweek habe ich endlich meine karierte Holzfällerjacke vollendet. Ich glaube, ich habe bei meinem zweiten Nähcamp 2017 von EllePuls in Potsdam schon an ihr genäht. Ich erinnere mich, dass ich alle Teilnehmerinnen gelöchert habe, wie ich den Kragen nähen muss. Damals mangelte es mir noch an vielen Nähkenntnissen. So ein Nähcamp ist da Gold wert!
Acht Jahre insgesamt fristete die Holzfällerjacke ein trauriges Dasein als UFO in meinem Stofflager, weil ich große Pläne mit ihr hatte. Ich wollte nämlich auf das Rückenteil eine Applikation aus Jeansresten nähen. Leider bin ich über das Zuschneiden der Buchstaben für den Text nie hinausgekommen.
Wahrscheinlich kennt Ihr das alle. Man nimmt sich etwas vor, was aber etwas aufwendiger ist und blockiert sich damit total.
In diesem Jahr hatte ich mir allerdings vorgenommen, nicht mehr zu kneifen und das schöne Stück fertig zu nähen! Ich wollte es einfach nicht mehr auf der To-Do-Liste haben (s.Nähpläne 2024/25)! Es wurde mir langsam schon peinlich.
Ich als Fashionrebel muss ja mit gutem Beispiel vorangehen und angefangene Projekte zu Ende bringen.
Außerdem haben wir am 24.04.2024 einen wichtigen Gedenktag. An diesem Tag wurden beim Einsturz des baufälligen RanaPlaza-Gebäudes in Bangladesch über 1000 Textilarbeiter:innen getötet bzw. verletzt und traumatisiert.
Dieses Ereignis löste die weltweite Fashionrevolution aus und auch ich persönlich wusste, dass ich nicht mehr sorglos Kleidungsshopping betreiben konnte. Ich fing an mich wie viele Andere zu fragen:
Deshalb bin ich ein Fashionrebel geworden, der versucht, möglichst beim Kauf, darauf zu achten, fair und ökologisch produzierte Kleidung oder Stoffe zu kaufen bzw. bewusster und nachhaltiger zu konsumieren.
Das nur als kleiner Einschub zum Gedenktag!
Jetzt geht es weiter mit der Jacke:
Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Vollendung schon so früh in diesem Jahr schaffe. Aber ich wollte die Wolljacke unbedingt noch im Frühjahr tragen.
Mittlerweile hat der April uns ja wieder winterliche Temperaturen beschert. Da ist die Jacke perfekt!
Um das ewige Nähprojekt schnell abzuschließen, verabschiedete ich mich schweren Herzens von der Applikationsidee. Ich spürte irgendwie, dass ich die Jacke sonst nie fertignähen würde. Außerdem ist meine Lieblingsmodedesignerin Vivienne Westwood, der ich den Schriftzug widmen wollte, leider inzwischen gestorben. "Vive la Westwood" passt da irgendwie nicht mehr so gut. ;-)
An sich war die Holzfällerjacke schon so gut wie fertig. Ich hatte die Futterschnittteile auch schon zusammengenäht gehabt.
Deshalb entschied ich mich vorletzte Woche, die Jacke ohne die Applikation zu vollenden.
Und jetzt bin ich sehr froh darüber. Ich habe nämlich noch eine bessere Idee bekommen, wie ich auf den Rücken der Jacke meine Statements packen kann.
Ganz nach Westwood-Art könnte ich mir vorstellen, verschiedene Schilder aus Stoff zu basteln und sie mit Sicherheitsnadeln zu befestigen. Das sieht bestimmt auch ganz cool aus.
Denn diese Jacke ist meine Fashionrevolution-Statement-Jacke! Damit möchte ich als Fashionrebel zeigen, was in der Textilindustrie und beim Modekonsum in die falsche Richtung läuft --> #sayNOtofastfashion!
Deshalb habe ich das aufsteigende Revers und die Taschenbeutel dieser Jacke auch aus Resten von anderen vernähten Stoffen und einer alten Jeanshose gefertigt. Stichwort: REUSE REDUCE RECYCLE
Der karierte Wollstoff ist ein Vintage-Stoff aus dem sehr ergiebigen Fundus meiner Mutter.
Den Jackenschnitt habe ich aus der Burdastyle 8/2013. Das Modell 135 gefiel mir auf Anhieb super.
Ein tolles Nähprojekt. Allerdings war das für mich vor acht Jahren noch eine ziemliche Herausforderung. Es gab einige Schwierigkeiten. Patten- und Paspeltaschen mit Klappe und wie schon erwähnt, der Kragen und das aufsteigende Revers. Ich erinnere mich, das ich für ihn ungefähr zwei Jahre gebraucht habe. Grins. Ich hatte die Anleitung nicht kapiert und das Internet half anscheinend auch nicht.
Bei den Taschen ging es mir ähnlich, aber am Ende habe ich alles gut gemeistert. Natürlich erinnere ich mich nicht mehr so genau an alle Herstellungsschritte und die damit verbundenen Probleme. Gut so! :-)
Jetzt bin ich natürlich total stolz, dass ich sie fertig bekommen habe!
Das Futter war am Ende nicht mehr so eine große Hürde. Früher hatte ich aber davor auch großen Respekt. Mittlerweile macht mir das Füttern einer Jacke oder eines Mantels Freude. Das Einnähen mit der Hand hat so etwas Meditatives. Dabei kann man prima Podcasts oder Hörbücher hören.
Nach all den Fotos des Entstehungsprozesses meiner Holzfällerjacke kommen jetzt natürlich noch ein paar Tragefotos.
Dazu kann ich ergänzen, dass ich wohl leider etwas zulange mit der Fertigstellung gewartet habe. In den acht Jahren muss meine Hüfte etwas in die Breite gegangen sein. Hüstel. Denn leider ist sie mir in diesem Bereich etwas zu eng geworden. Ich werde sie einfach offen tragen. Mit einem dicken Pullover geht das.
Das Oberteil der Jacke passt aber noch perfekt, weil da genug Volumen im Schnitt durch die Abnäher ist.
Ich habe auch erstmal die Knöpfe weggelassen, obwohl ich schon die Knopflöcher in den Besatz genäht hatte. Sieht ja keiner. ;-)
Eigentlich sollten links und rechts auch noch Bindebänder unterhalb des Oberteils in die Seiten eingenäht werden, aber das fand ich von Anfang an unpassend und hab die gar nicht erst zugeschnitten.
Nun aber Vorhang auf für mein Masterpiece!
An den Fotos könnt Ihr sehen, dass ich mit meiner neuen Jacke sehr glücklich bin. Ich bin froh, dass ich sie endlich fertig genäht habe!
Sie ist so schön lässig-elegant, was ich sehr gerne mag.
Jetzt muss ich nur noch ein paar Schilder für den Rücken basteln, die ich je nach Anlass, Lust und Laune zur Schau tragen möchte.
Was wird wohl auf meinem ersten Schild stehen? Ahnt Ihr es?
Rebellische Grüße
von Griselda
+++#sayNOtofastfashion+++
Daten für Wolljacke:
Schnittmuster: Burdastyle 8/2013 , Mod.135
Grösse: 44
Material: blau-rot-hellgrau karierter Wollstoff, Baumwollstoffreste, alte Jeanshose, Futterstoff
Zubehör: Vlieseline
Quelle: Mamas Stofffundus, meine aussortierte Jeanshose
Änderung: Knöpfe und Gürtel weggelassen
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Manou (Mittwoch, 24 April 2024 15:03)
Ist die super geworden! Würde ich sofort auch tragen und deine Mama hat dir echt tolle Stoffe hinterlassen! Was für ein cooler Schnitt, was für eine tolle Verarbeitung, was für grandiose Westwoodige Idee mit den Wechsel-Statements und was für eine glückliche Trägerin. Du siehst mich hellauf begeistert! Grüße an den Fotografen �
Nicole Kühne (Mittwoch, 12 Juni 2024 16:53)
Was für eine geniale Jacke! Und so schön, wie nachhaltig sie entstanden ist. Irgendwann, wenn ich mal richtig viel Zeit habe, möchte ich vielleicht auch mal mit Nähen beginnen. Sowas wie diese Jacke von dir motiviert gleich dafür �
amberlight (Samstag, 05 Oktober 2024 22:06)
Ha, doch das Berliner Nähcamp! Damals saßen wir zusammen am gleichen Tisch und schau mal, was sich bei mir für ein Kommentar findet: https://www.amberlight-label.de/nahcamp-2017-berlin-potsdam/